Das Schuldscheindarlehen ist für private und öffentliche Unternehmen eine Möglichkeit der Fremdkapitalfinanzierung. Im Gegensatz zu anderen Finanzierungsoptionen gilt das Schuldscheindarlehen als kostengünstig und unbürokratisch abschließbar. Benannt ist die Darlehensform nach dem Schuldschein, den im Rahmen dieser Darlehensart ein Kreditvertrag verkörpert.
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Was ist ein Schuldschein?
Das Schuldscheindarlehen ist eine Form der Unternehmensfremdfinanzierung. Wie der Name der Finanzierungsvariante bereits erahnen lässt, spielt bei seiner Ausgestaltung gerade der Schuldschein eine entscheidende Rolle.
Ein Schuldschein stellt ein durch ein Dokument verkörpertes Schuldanerkenntnis gegenüber einem bestimmten Gläubiger dar. Unter dem Schuldschein ist somit quasi die schriftlich festgehaltene Forderung des Gläubigers zu verstehen. Der Schuldschein ist damit gewissermaßen die Umkehr einer Quittung: Während eine Quittung schriftlich belegt, dass der Gläubiger einen geschuldeten Betrag erhalten hat, belegt der Schuldschein, dass der Schuldner eine bestimmte Summe in Zukunft zu zahlen hat.
Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein Wertpapier. Das bedeutet, dass er auch dann nicht an der Börse handelbar ist, wenn er eine hohe Schuldsumme verkörpert. Dennoch kann er prinzipiell – etwa durch Abtretung – an Dritte übertragen werden.
Was ist ein Schuldscheindarlehen?
Schuldscheindarlehen kommen zur Fremdkapitalfinanzierung von mittelständischen öffentlichen oder privaten Unternehmen zum Einsatz. Sie werden in der Regel durch Banken vergeben und dienen zur Finanzierung von größeren Summen (mindestens einige Millionen). Allerdings kann die Finanzierungssumme eines Schuldscheindarlehens auch deutlich höher ausfallen – bis zu einer Milliarde Euro.
Im Übrigen zeichnet sich das Schuldscheindarlehen durch folgende Merkmale aus:
- Laufzeit von etwa zwei bis zehn Jahren
- Finanzierungsvolumen von meist 50 bis 100 Millionen Euro
- gestückeltes Anbieten von Schuldscheindarlehen an mehrere Investoren. Eine Stückelung von 50.000 Euro bis 500.000 Euro ist üblich.
- Eine offene Kapitalmarktplatzierung erfolgt nicht
- Der Kreditvertragsabschluss erfolgt außerbörslich. Bei einem Schuldscheindarlehen handelt es sich deshalb um eine Privatplatzierung.
Wer vergibt ein Schuldscheindarlehen?
Für die Vergabe von Schuldscheindarlehen kommen grundsätzlich drei verschiedene Kapitalgeber in Frage:
- Banken
- Versicherungen
- andere Kapitalsammelstellen (bspw. Investmentgesellschaften oder Sozialversicherungsanstalten)
In aller Regel dienen jedoch Kreditinstitute als Vergabestelle der Schuldscheindarlehen.
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Tilgung und Zinsen von Schuldscheindarlehen
Grundsätzlich werden Schuldscheindarlehen nur an solche Unternehmen vergeben, die über eine sehr hohe Bonität verfügen. Das wirkt sich positiv auf die Zinsen aus, die geringer sind als bei herkömmlichen Bankkrediten. Zudem sind auch die Transaktionskosten für die Ausgabe des Darlehens niedrig.
Die Tilgung des Darlehens und der anfallenden Darlehenszinsen kann auf verschiedene Arten geregelt werden:
- Endfällig: Der Kredit wird erst am Ende der Laufzeit vollständig getilgt. Die Zinszahlungen fallen aber während der Laufzeit an.
- Annuität: Das Darlehen wird in festen Monatsraten, bestehend aus Tilgungs- und Zinszahlung, abbezahlt.
- Ratentilgung: Lediglich die (monatliche) Tilgungszahlung ist fixiert. Die zusätzlichen Zinszahlungen nehmen dann während der Laufzeit ab. Häufig bleibt bei dieser Variante auch das erste Jahr komplett tilgungsfrei.
Wie funktioniert ein Schuldscheindarlehen?
Um ein Schuldscheindarlehen erhalten zu können, muss der Darlehensnehmer selbst eine wichtige Voraussetzung erfüllen: Bei dem Darlehensnehmer muss es sich stets um einen Kaufmann im Sinne des § 1 HGB handeln.
Ist das der Fall, ist der Abschluss eines Schuldscheindarlehens prinzipiell möglich. Bei diesem fungiert der abgeschlossene Kreditvertrag dann als namensgebender Schuldschein. Er wird nach den Vorschriften des § 344 HGB als unternehmerisches Handeln für einen Betrieb gewertet und spiegelt alle Eigenschaften des aufgenommenen Kredits wider. So ergeben sich aus ihm – wie bei einem „herkömmlichen“ Kredit – etwa Gläubiger, Schuldner, Kreditsumme und Rückzahlungszeitraum. Hat der Schuldner den aufgenommenen Kredit später vereinbarungsgemäß zurückgezahlt, hat er ein Recht auf die Rückgabe des Schuldscheins gegenüber dem Gläubiger.
Obwohl das Schuldscheindarlehen klassischerweise und wie oben dargestellt von Banken und anderen Finanzinvestoren an Unternehmen vergeben wird, ist auch eine Anwendung im privaten Bereich möglich. Das ist etwa dann der Fall, wenn Geldbeträge unter Privatpersonen oder Familienmitgliedern verliehen werden:
Selbstverständlich handelt es sich bei dem finanzierten bzw. geliehenen Geldbetrag in diesen Fällen in aller Regel nicht um Millionenbeträge. Nichtsdestotrotz dient der Schuldschein aber auch im privaten Zusammenhang dazu, den Rückzahlungsanspruch des Gläubigers bezüglich einer privat verliehenen Summe (eventuell zuzüglich Zinsen) festzuschreiben.
Der Schuldschein sollte dabei inhaltlich insbesondere folgende Punkte aufgreifen:
- Namen und Vornamen von Schuldner und Gläubiger
- Adresse von Schuldner und Gläubiger
- Schuldsumme
- Fälligkeit der Rückzahlung bzw. Ratenzahlungsvereinbarung
- eventuell Zinsvereinbarungen
- eine Bestätigung darüber, dass sich der Schuldner zur Zahlung der aufgeführten Summe zu den genannten Konditionen verpflichtet
Bis zur Rückzahlung der Schuld bleibt der Schuldschein auch beim Schuldscheindarlehen von privat im Eigentum des Gläubigers. Erst bei Rückzahlung der Darlehenssumme wird er an den Schuldner zurückgegeben. Der Unterschied dieses privaten Kredits mit Schuldschein zum oben genannten klassischen Schuldscheindarlehen zwischen Unternehmern liegt im Wesentlichen darin, dass die Eigenschaft als Kaufmann im Sinne des § 1 HGB nicht gegeben sein muss.
Ist ein Schuldschein übertragbar?
Der Schuldschein ist prinzipiell bei einer Vertragsübernahme oder der Abtretung an einen Dritten übertragbar. Erfolgt eine Abtretung zwischen dem ursprünglichen Gläubiger und einem Dritten, ist hierzu die Zustimmung des Schuldners nicht erforderlich. Etwas anderes gilt nur dann, wenn ein Zustimmungserfordernis zwischen Gläubiger und Schuldner im Zuge des Kreditvertrags eindeutig vereinbart wurde.
Praktisch bedeutet das: Entschließt sich der (Alt-)Gläubiger dazu, den Schuldschein an einen Dritten abzutreten (z. B. um eine eigene Verbindlichkeit zu erfüllen), ist der Schuldner später und im Rahmen der Schuldscheinvereinbarung zur Zahlung an den Dritten verpflichtet.
Bilanzierung des Schuldscheindarlehens
Schuldscheindarlehen werden prinzipiell vom Schuldner als „Verbindlichkeiten“ bilanziert. Ist der Gläubiger des Schuldscheindarlehens allerdings eine Bank, ist das Schuldscheindarlehen als „Verbindlichkeit gegenüber Kreditinstituten“ zu bilanzieren. Der Gläubiger hat das Schuldscheindarlehen (aufgrund der regelmäßig langen Laufzeit) als „Sonstige Ausleihungen“ zu bilanzieren.
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Vor- und Nachteile eines Schuldscheindarlehens
Sofern die rechtlichen Anforderungen für die Aufnahme des Schuldscheindarlehens erfüllt sind, bringt die Darlehensvariante Kreditnehmern einige Vorteile, allerdings auch Nachteile mit sich:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Üblicherweise geringer Kostenaufwand. Gebühren für Vermittlung sowie Besicherung meist ein bis zwei Prozent des Darlehensbetrages. | Hohe Kreditnehmerbonität erforderlich |
Mindestvolumen für die Schuldscheinausgabe ist vergleichsweise niedrig | Zinssätze meist über dem Zinssatz der Anleihe |
Kreditzugang ist ohne Börsenzulassung oder Emissionsfähigkeit möglich. Kreditgeber muss nicht zwingend eine Geschäftsbank sein. | Der Schuldschein ist nicht an der Börse handelbar |
Die Darlehensschuld muss nicht zwingend in einer Summe zurückgezahlt werden. Eine Aufteilung in Tranchen ist möglich. |
Schuldscheindarlehen – ein Beispiel
Wie genau ein Schuldscheindarlehen in der Praxis funktioniert, zeigt sich am besten an einem Beispiel:
Der berühmte Autohersteller Porsche nahm im Jahr 2016 ein Schuldscheindarlehen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro auf. Ein Schuldscheindarlehen wird zu diesem Zwecke wie eine Aktie platziert und es erfolgt eine Zeichnung. Bei der Platzierung wirken Banken als Vermittler mit und übernehmen die Verteilung des Darlehens auf verschiedene Investoren. Außerdem ist es möglich, dass die Bank selbst als Investor auftritt.
Hinweis: Unter „Platzierung“ ist im Wertpapierhandel zu verstehen, wenn Wertpapiere erstmalig an einem organisierten Markt wie einer Börse ausgegeben werden.
Im Falle von Porsche wurden dabei etwa 45 Prozent des herausgegebenen Schuldscheinvolumens von internationalen Investoren geordert. Aus dem Interesse der Gläubiger an den ausgegebenen Schuldscheinen ergibt sich das Finanzierungsvolumen. Auch ist es dem Unternehmen möglich, bei der Herausgabe an verschiedene Investoren unterschiedliche Rückzahlungszeiträume festzulegen bzw. zu vereinbaren. So ist das Gesamtdarlehen quasi in Raten rückzahlbar.
Wie groß oder klein das Interesse an den ausgegebenen Schuldscheinen ausfällt, ist von der Wirtschaftslage des Unternehmens sowie vom Vertrauen in das Unternehmen abhängig. Eine positive Wirtschaftslage des Unternehmens ist für das Schuldscheindarlehen daher faktisch Voraussetzung. Sie kann das gewünschte Kreditvolumen jedoch eventuell sogar vergrößern und dem Unternehmen mehr Freiheiten verschaffen.
Schuldscheindarlehen zusammengefasst
Ein Schuldscheindarlehen ist eine längerfristige und relativ günstige Finanzierungsmöglichkeit für öffentliche und private Unternehmen. Das gilt zumindest dann, wenn die Anleihen-Herausgabe als wenig rentabel oder zu teuer erscheint. Allerdings setzt das Schuldscheindarlehen eine tadellose Bonität des Schuldnerunternehmens voraus und kommt daher für manche Betriebe gar nicht erst infrage.