Mit dem Begriff der Sollzinsbindung, früher auch Zinsbindung oder Zinsbindungsfrist genannt, ist der Zeitraum gemeint, für den sich Kreditnehmer und Kreditgeber an einen bestimmten Sollzins vertraglich binden. Insbesondere bei Baufinanzierungen kommt die Sollzinsbindung zum Tragen und hilft dem Kreditnehmer dabei, sich gegen Zinssteigerungen abzusichern.
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Was genau bedeutet eine Sollzinsbindung?
Unter dem Begriff der Sollzinsbindung wird bei einem Annuitätendarlehen der Zeitraum verstanden, für den sich Kreditgeber und Kreditnehmer an einen bestimmten Zinssatz binden. Für diesen vertraglich festgelegten Zeitraum, den Zinsfestschreibungs-Zeitraum, bleibt der Sollzins für beide Parteien fix.
In der Finanzwelt ist die Sollzinsbindung kein unübliches Instrument. Während die meisten Baufinanzierungen bis in die 1970er Jahre hinein noch mit einem variablen Zinssatz vergeben wurden, wurde die Sollzinsbindung in den folgenden Jahren immer üblicher. Anfänglich meist auf fünf bis zehn Jahre festgelegt, sind heute lange Vertragslaufzeiten von 15 bis zu 40 Jahren möglich und nicht unüblich.
Höhe des Zinssatzes an Zinsbindungszeitraum gekoppelt
Meist gilt: Je länger die vertraglich vereinbarte Zinsbindung gültig ist, desto höher ist der Sollzinssatz. Für den Darlehensnehmer ist es darum sinnvoll, sich bereits im Vorfeld mit der idealen Sollzinsbindungsfrist seines Darlehens zu befassen und Kreditangebote dementsprechend zu vergleichen.
Sollzinsbindung nicht zwingend gleich mit Darlehenslaufzeit
Der Begriff der Sollzinsbindung darf nicht mit dem der Darlehenslaufzeit verwechselt werden. Die Sollzinsbindung weist eigene Vertragslaufzeiten auf und muss nicht mit der Darlehenslaufzeit (also mit dem Zeitraum bis zur Tilgung des Darlehens) identisch sein!
Stimmen die Laufzeiten der Sollzinsbindung und die Gesamtlaufzeit eines Darlehens allerdings überein, wird diese Konstellation auch „Volltilgungsdarlehen“ genannt.
Welchen Vorteil hat eine Sollzinsbindung?
Insbesondere bei Baufinanzierungen und sonstigen Immobiliendarlehen geht es um besonders hohe Finanzierungssummen. Angenommen der Sollzinssatz ist bei einer hohen Kreditsumme nicht festgeschrieben und passt sich stattdessen ständig dem Marktgeschehen an, würde das zu einem stetigen Steigen und Fallen des Zinses des Immobiliendarlehens führen. Für den Kreditnehmer ergäbe sich daraus eine von Monat zu Monat veränderliche Rückzahlungsrate.
Fehlende Zinsbindung verursacht unkalkulierbare Zahlungen
Eine Veränderung der Rückzahlungsrate kann sich durchaus zu Ungunsten des Kreditnehmers auswirken. Zwar könnte die Rate sinken und den Kreditnehmer entlasten. Genauso denkbar wäre es jedoch, dass die Rückzahlungsrate plötzlich rapide ansteigt und den Kreditnehmer in finanzielle Schwierigkeiten bringt.
Sollzinsbindung fixiert Ratenhöhe
Genau diese Schwankungen sollen durch eine Sollzinsbindung verhindert werden. Wird ein bestimmter Sollzinssatz bereits im Vorfeld festgelegt, ergibt sich für den Kreditnehmer hieraus ein hohes Maß an Sicherheit: Zwar wird der Sollzinssatz nicht über Nacht und zu seinen Gunsten sinken – umgekehrt wird er aber auch nicht ansteigen und ihn in finanzielle Bedrängnis bringen. Hierdurch wird ein hohes Maß an Planungssicherheit erreicht und finanzielle Belastungen werden für einen längeren Zeitraum überschaubar.
Welche Zinsbindungsmöglichkeiten gibt es?
Insbesondere wenn es um die Baufinanzierung oder den Immobilienkauf geht, stellt sich die Frage der Sollzinsbindung für das Darlehen. Üblicherweise stehen dabei mehrere Laufzeiten der Sollzinsbindung zur Wahl: Bei Baufinanzierungen sind Zinsbindungen von 30 Jahren, aber auch kürzere Laufzeiten von 5, 10 oder 20 Jahren denkbar. Welche Zinsbindung optimal ist, richtet sich in erster Linie nach der aktuellen Zinsentwicklung.
Kurze Zinsbindung, niedriger Sollzins
Eine kurze Zinsbindungsfrist bringt üblicherweise einen günstigeren Sollzinssatz und eine entsprechend niedrigere Monatsrate mit sich. Außerdem bietet sich eine kurze Zinsbindungsdauer in Zeiten eines eher hohen Zinsniveaus besonders an. Tendenziell ist dann nämlich ohnehin mit sinkenden Zinsen zu rechnen, von denen der Darlehensnehmer nach Ende der Zinsbindungsfrist profitiert.
Darüber hinaus kann eine kurze Zinsfestschreibung dann sinnvoll sein, wenn das Darlehen in der vereinbarten Zeit durch eine hohe Tilgung beziehungsweise durch Sondertilgungen vollständig zurückgezahlt wird. In diesem Fall braucht sich der Kreditnehmer nämlich ohnehin nicht um eine Anschlussfinanzierung zu sorgen.
Gefahr von teurer Anschlussfinanzierung
Der Nachteil einer kurzen Sollzinsbindung von maximal zehn Jahren macht sich hingegen dann bemerkbar, wenn nach Ablauf der Zinsbindung eine Restschuld bestehen bleibt. Die Restschuld ist dann zu den zu diesem Zeitpunkt geltenden Zinssätzen weiter zu finanzieren. Hat in der Zwischenzeit ein Zinsanstieg stattgefunden, verteuert das die Anschlussfinanzierung. Wer sich nicht sicher ist, das Darlehen innerhalb der kurzen Zinsbindungsfrist zurückzahlen zu können, ist mit einer längeren Zinsfestschreibung darum oft besser beraten.
Lange Zinsbindung bringt Planungssicherheit
Eine lange Zinsbindung zeichnet sich durch weniger günstige Sollzinssätze, dafür aber durch hohe Planungssicherheit aus. Ist das Zinsniveau ohnehin niedrig, kann sich der Darlehensnehmer außerdem einen günstigen Zinssatz für mehr als 10 Jahre sichern.
Obwohl die hohe Planungssicherheit gerade für Darlehensnehmer mit begrenztem Finanzspielraum interessant ist, sind dennoch der höhere Sollzinssatz sowie die entsprechend höheren Monatsraten im Falle einer langen Sollzinsbindung zu bedenken.
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Vor- und Nachteile einer kurzen beziehungsweise langen Zinsbindung
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
kurze Zinsbindung | – niedriger Sollzinssatz – günstigere Rückzahlungsraten | – eventuell hohe Restschuld nach Ablauf der Zinsbindung – Risiko einer teuren Anschlussfinanzierung |
lange Zinsbindung | – mehr Planungs- und Zinssicherheit – niedrigere Restschuld nach Ende der Zinsbindung | – höherer Sollzinssatz – höhere monatliche Rückzahlungsraten |
Sollzinsbindung – eine Beispielrechnung
Wie sich die Entscheidung für eine längere beziehungsweise kürzere Sollzinsbindung finanziell auswirkt, wird an einer Beispielrechnung am deutlichsten:
Zinsbindung für 10 Jahre | Zinsbindung für 20 Jahre | |
---|---|---|
Darlehenssumme | 200.000 Euro | 200.000 Euro |
Sollzins | 2,4 Prozent | 2,9 Prozent |
Anfangstilgung | 2 Prozent | 2 Prozent |
Monatsrate | 733 Euro | 811 Euro |
Restschuld nach Zinsbindungslaufzeit | 154.840 Euro | 92.100 Euro |
Hier zeigt sich: Zwar ist bei einer längeren Sollzinsbindung ein höherer Sollzinssatz in Kauf zu nehmen. Nach Ende der Sollzinsbindung ist die Restschuld allerdings geringer. Die Belastung durch eine nun eventuell teurere Anschlussfinanzierung ist leichter zu schultern.
Wie wird der Sollzins festgelegt?
Der Sollzinssatz ist keine einheitliche Größe. Vielmehr wird seine Höhe durch die Bank und anhand zweier Faktoren festgelegt.
- Leitzinssatz und Zinsniveau
Durch das Festlegen eines Leitzinssatzes bestimmt die Europäische Zentralbank das geltende Zinsniveau. Allerdings vergeben Banken Darlehen nicht zum gültigen Leitzinssatz, sondern berechnen zusätzlich einen Aufschlag von einem oder zwei Prozent.
- Individuelle Faktoren
Neben dem Leitzinssatz haben auch der individuelle Kreditwunsch sowie Eigenschaften des Kreditnehmers selbst Einfluss auf den angebotenen Sollzinssatz. Verfügt der Kreditnehmer über Eigenkapital und ein sicheres Einkommen, kann ihm beispielsweise ein günstigerer Zinssatz angeboten werden.
Zinsbindung läuft aus – muss ich kündigen?
Das Darlehen nach der Zinsbindung abzulösen, ist nicht immer möglich. Dennoch haben Sie als Darlehensnehmer das Recht (§489 Abs. 1 Nr. 2 BGB), Ihre Restschuld im Falle einer Umschuldung erst nach zehn Jahren abzubezahlen. Wenn Sie sich für diese Option entscheiden, müssen Sie die Restschuld allerdings innerhalb von zwei Wochen abbezahlen. In bestimmten Situationen, so zum Beispiel bei einer Scheidung, dem Verlust des Arbeitsplatzes oder in Krankheitsfällen, steht Ihnen außerdem das Sonderkündigungsrecht zu. In diesem Fall kann die Bank keine Vorfälligkeitsentschädigung von Ihnen verlangen.
Angebote vergleichen und den richtigen Kredit finden
Wer einen Kreditvertrag abschließt, kann wählen, für welche Art der Sollzinsbindung er sich entscheiden möchte. Zu bedenken ist bei der Auswahl in erster Linie, dass der Sollzins keine feste Größe ist und sich – anders als der Festzins – stetig verändert. Selbstverständlich reagieren hierauf auch die Kreditanbieter und passen ihre Angebote an. Teilweise kann es darum recht schwierig sein, sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Es empfiehlt sich darum die Nutzung des Kreditrechners, um mehrere Angebote und Kreditoptionen unkompliziert miteinander zu vergleichen.
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Sollzinsbindung zusammengefasst
Die Sollzinsbindung bezeichnet den Zeitraum, für den ein vereinbarter Kreditzins – unabhängig vom sonstigen Zinsniveau – konstant bleibt. Sofern das aktuelle Zinsniveau niedrig ist, bietet sich eine lange Sollzinsbindung an. Herrscht ein eher hohes Zinsniveau, kann eine kürzere Zinsbindung ratsam sein. Allerdings muss zusätzlich bedacht werden, welche Restschuld nach Ende der Zinsbindung verbleibt und ob eine Anschlussfinanzierung günstig realisierbar ist.